Der Lebenszyklus einer Hornisse (Vespa crabro)

Die Königin erwacht
Ende April
Erwachen der Königin

Mit dem Anstieg der Außentemperaturen und einer anhaltenden Phase von über 15 Grad Celsius über mindestens 10 Tage, beendet die Hornissen-Königin ihre Überwinterungsphase und erwacht allmählich aus dem Winterschlaf. Dies markiert den Beginn des faszinierenden Lebenszyklus dieser faszinierenden Insekten. Nachdem sie ihren geschützten Rückzugsort verlassen hat, nutzt die Königin die reichen Ressourcen der Umgebung, indem sie sich mit nahrhaften Pflanzensäften, Blütennektar sowie Fliegen und Bremsen stärkt. Diese proteinreiche Nahrung dient als Ansporn für die intensive Eiproduktion.

In den ersten Tagen ihrer Wachphase widmet sich die Königin mit großer Entschlossenheit der Nahrungssuche und Stärkung. Nach diesem Zeitraum begibt sie sich auf die Suche nach einem geeigneten und sicheren Ort für den Aufbau des zukünftigen Hornissenstaats. Dieser Ort kann vielfältig sein und reicht von einer verlassenen Spechthöhle über einen Vogelnistkasten bis hin zu einem Dachboden, einer Nische an einem Fenster oder einem Rollladenkasten.

Mit dem geeigneten Standort gefunden, beginnt die Königin den anspruchsvollen Prozess des Nestbaus. Diese Marathon-Arbeit erfordert nicht nur präzises Handeln, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Anforderungen des heranwachsenden Hornissenstaats. Die Königin übernimmt dabei die Verantwortung für die Konstruktion und Gestaltung des Nestes, in dem die kommenden Generationen heranwachsen werden.

Dieser Abschnitt des Lebenszyklus ist geprägt von einem beeindruckenden Zusammenspiel von Instinkten und biologischer Präzision. Die Königin, als zentrale Figur, navigiert durch die Herausforderungen der Umwelt, um die Grundlage für den heranwachsenden Hornissenstaat zu schaffen. Ihre Entschlossenheit und Geschicklichkeit machen diesen Abschnitt zu einer faszinierenden Etappe im beeindruckenden Lebenszyklus der Hornissen.

Die Hornissen Königin fängt an zu bauen
Mai
Nestbeginn

Die Initiale des Nestbaus beginnt mit dem präzisen Aufbau einer kegelförmigen Struktur, die eine beeindruckende Stabilität und Festigkeit aufweist, ähnlich einer Säule. Diese Konstruktion fungiert als solide Grundlage zur Aufhängung der ersten Zellen des zukünftigen Hornissennests.

Durch kontinuierliche Erweiterung entwickelt sich daraus eine erste Wabe, die einen Durchmesser von etwa 5-10 Zentimetern erreicht. Rasch folgt die Konstruktion einer ersten äußeren Hülle, die das Nest, insbesondere die Brut, vor den Unbilden von Temperaturschwankungen schützt. Dieser Schutzmechanismus ist entscheidend für das Wohlbefinden und die Entwicklung der nachkommenden Generationen.

Der Brutraum innerhalb des Nests wird von der Königin aktiv erwärmt, indem sie ihre Muskeln zittern lässt. Diese eigenständige Wärmequelle ermöglicht es, dass die Temperatur im Brutraum aufrechterhalten wird. Die äußere Hülle des Nests dient dabei als effizienter Wärmespeicher, der dazu beiträgt, die erzeugte Wärme zu konservieren und somit optimale Bedingungen für die Brut zu schaffen.

Die Königin übernimmt die wichtige Aufgabe, die Bruttemperatur konstant zu halten. Ihr Muskelzittern, gepaart mit der isolierenden Wirkung der äußeren Hülle, bildet eine präzise Balance, die für das Wohlergehen der heranwachsenden Hornissen von entscheidender Bedeutung ist. Interessanterweise zeigt sich, dass die Arbeit der Königin im Hinblick auf die Temperaturregulierung im Nest im Frühjahr durch mildere Temperaturen begünstigt wird, wodurch der Prozess effizienter und weniger energieaufwendig gestaltet werden kann.

erste Brut
Mai / Juni
Die erste Brut

Mit dem Beginn der ersten Brutperiode erfolgt nach wenigen Tagen der Eiablage durch die Königin. Der Schlüpfprozess der Larven markiert einen entscheidenden Moment im fortschreitenden Zyklus des Hornissennests. Die frisch geschlüpften Larven erfordern unmittelbare Pflege und Nahrungszufuhr, eine Aufgabe, die die Königin unablässig wahrnimmt.

Die Erinnerung an ihre elterlichen Pflichten wird der Königin auf unmissverständliche Weise zuteil, da die heranwachsenden Larven, nun größer und aktiver, durch das Kratzen ihrer Kiefern an den Zellenwänden auf ihre Bedürfnisse hinweisen. Dieses eindrucksvolle Verhalten der Larven dient als permanente Aufforderung an die Königin, für die lebenswichtige Versorgung mit Nahrung zu sorgen.

Die Kommunikation innerhalb des Hornissennests manifestiert sich auf faszinierende Weise, wenn die Larven aktiv mit ihren Kiefern agieren, um die Aufmerksamkeit der Königin zu erlangen. Dieser Mechanismus gewährleistet, dass die Königin stets präsent ist, um die essentielle Rolle der Nahrungszufuhr für die sich entwickelnden Larven zu erfüllen. Diese symbiotische Interaktion zwischen der Königin und den heranwachsenden Hornissen unterstreicht die erstaunliche Anpassungsfähigkeit und soziale Organisation dieser faszinierenden Insektengemeinschaft.

Hornissen, Vespa crabro, crabro, Wespen, euopäische Hornisse, Wespennest, Hornissennest, Nest, Hornissen Nest, Umsiedlung, Tierrettung
August / September
Nestbau

Der Nestbau erreicht etwa einen Monat nach der Eiablage seinen Höhepunkt, wenn die erwachsenen Wespen oder Hornissen schlüpfen. In einem fortwährenden Prozess legt die Königin weiterhin Eier, kümmert sich um die Fütterung der Larven, den Bau neuer Zellen und das Eintragen von Nahrung. Nach ungefähr zwei Wochen unterziehen sich die Larven einer Verpuppung und durchlaufen den faszinierenden Prozess der Metamorphose, um schließlich zu voll entwickelten Insekten zu werden.

In den ersten Tagen konzentriert sich die Geburt ausschließlich auf die Arbeiterinnen, die als unfruchtbare Weibchen den sozialen Staatsbetrieb aufrechterhalten. Diese Arbeiterinnen übernehmen vielfältige Aufgaben, die den reibungslosen Ablauf des Hornissenstaats sicherstellen. Im Innendienst sind sie verantwortlich für den Zellenbau, die Brutpflege, die Säuberung und den Schutz der Königin. Im Aussendienst widmen sie sich der Futtersuche, Verteidigung, Materialbeschaffung und der Regulierung der Nesttemperatur.

Mit der Etablierung der Arbeiterinnen entsteht ein echter Sozialstaat, in dem jede individuelle Rolle darauf abzielt, das gemeinsame Wohl zu fördern. Die Königin kann sich nun ausschließlich auf das kontinuierliche Eierlegen konzentrieren und wird zur wahren Herrscherin im Hornissenstaat.

Mit dem Wachstum des Nests entsteht ein hochentwickeltes Klimaholzhaus. Dieses Meisterwerk der Ingenieurskunst zeichnet sich durch Stabilität, effiziente Raumnutzung und sparsamen Materialeinsatz aus. Die zahlreichen Wandschichten und Lufttaschen dienen als effektiver Schutz des Brutraums vor extremen Temperaturen. Zugleich ermöglichen die Arbeiterinnen durch das Eintragen von Wasser und das Versprühen durch Flügelschlag auf der Wabenoberfläche eine gezielte Kühlung. An kalten Tagen hingegen erzeugen sie durch Muskelzittern Wärme, wodurch im Durchschnitt eine konstante Temperatur von etwa 30 Grad Celsius im Brutraum herrscht. Dieser komplexe, kooperative Ansatz manifestiert sich als beeindruckendes Beispiel für die harmonische Funktion eines Hornissenstaats.

hornissen nest
Oktober
Nachwuchs

In diesem Abschnitt des Lebenszyklus beginnen die Hornissen, spezielle Zellen für die Geschlechtstiere, junge Königinnen und Männchen, zu konstruieren. Die Königin wird dazu gedrängt, verstärkt Eier zu legen. Zu dieser Zeit gewinnt eiweißreiche Nahrung, insbesondere Fleisch, an entscheidender Bedeutung für die Larven. Die Arbeiterinnen übernehmen die tägliche Aufgabe, reichlich Insektenfleisch zu beschaffen. Sie erbeuten bis zu 90% verschiedener Insekten wie Fliegen, Bremsen, Heuschrecken, Käfer, Wespen und bereiten diese für die hungrigen Larven auf, indem sie Beine, Kopf und Flügel entfernen. Der Königin wird ebenfalls tierische Nahrung zugeführt, da diese für die Eiproduktion von wesentlicher Bedeutung ist.

Der Lebenszyklus erfordert beträchtliche Energie, die die Hornissen durch die Aufnahme kohlenhydrathaltiger Pflanzensäfte aus Blüten oder, im Fall der Hornissen, durch das Schälen dünner Äste (Ringeln) und die Aufnahme von Baumsaft sowie Honigtau von Blattläusen decken. Dabei erweisen sie sich auch als passive Bestäuber. Der Mensch kann die Hornissen bei ihrer Nahrungsaufnahme unterstützen, wie durch rückblickende Ablenkfütterungen bekannt.

Ein beeindruckendes Beispiel für die Arbeit der Hornissen ist das Nest mit seiner markanten Außenhülle. Jede farbige Linie repräsentiert einen mühevollen Arbeitsgang einer Hornissenarbeiterin. Sie fliegen aus, sammeln morsches Holz, kauen es, speicheln es ein und setzen den Holzbrei papierdünn an. So entsteht das faszinierende Wunderwerk des Hornissennests.

Bei Platzmangel am aktuellen Neststandort, beispielsweise wenn die Königin im Frühjahr einen klimatisch idealen, aber für ein großes Nest zu kleinen Raum gewählt hat, können Hornissen eine Filiale bauen – eine einzigartige Eigenschaft dieser Insekten. Ab September richtet sich die Aufmerksamkeit des Volkes auf die geschlüpften oder noch schlüpfenden Geschlechtstiere. Das Volk sorgt dafür, dass diese optimal versorgt werden, um das Nest für den Hochzeitsflug zu verlassen. Die Altkönigin wird nach und nach von ihren Arbeiterinnen gepiesackt, da ihre Aufgabe erfüllt ist, und sie wird schließlich bis Ende September einem natürlichen Schwächetod unterliegen.

Eine Hornissenkönigin legt während ihres Höhepunkts etwa 40 Eier pro Tag. In ihrem Leben hat sie sich darum gekümmert, dass zwischen 2000 und 4500 Eier gelegt wurden. Ihr lebenslanger Einsatz ist entscheidend für den Fortbestand der Art.

Hornissen, Vespa crabro, crabro, Wespen, euopäische Hornisse, Wespennest, Hornissennest, Nest, Hornissen Nest, Umsiedlung, Tierrettung
Ende Oktober
Abschluss

Die Arbeiterinnen und Drohnen sterben ab, die frisch geschlüpften Jungköniginnen stärken sich für die Winterstarre und suchen ein geeignetes Versteck wo sie sich geschützt in eine Art Winterschlaf begeben.

Die Arbeit im Staat bedeutet auch viel Energieverbrauch, diesen decken sie durch aus der Natur gewonnen kohlenhydrahthaltigen Pflanzensaft von Blüten oder bei Hornissen bekannt das abschälen dünner Äste (sogenanntes Ringeln) und Aufnahme des Baumsaftes sowie der Honigtau der Blattläuse. Hierbei leisten sie ebenfalls passiv Bestäubungsarbeit. Auch der Mensch kann Hornissen bei der Nahrungsaufnahme unterstützen. Siehe rückblickend unsere Ablenkfütterungen.

Auf diesem Bild sehen Sie ein schönes Hornissen Nest mit Aussenhülle. Jede anders gefärbte Linie, die Sie erkennen und somit die typische Farbstruktur ergibt, stellt jeweils einen mühevollen Arbeitsgang einer Hornissenarbeiterin dar. Zu diesem Zweck fliegen sie aus und holen morsches Holz, zerkauen dieses, speicheln dieses ein und setzen den Holzbrei papierdünn an. So entsteht nach und nach das Wunderwerk.

Wird ein Neststandort zu eng, weil die Königin im Frühjahr einen für sie klimatisch perfekten aber für ein grosses Nest zu kleinen Raum gewählt hat, können Hornissen eine Filiale bauen. Das ist eine Besonderheit der Hornissen.
Ab September dreht sich alles nur noch um die geschlüpften oder schlüpfenden Geschlechtstiere. Das Volk sorgt dafür, dass die Geschlechtstiere optimal versorgt werden, sodass diese zum Hochzeitsflug das Nest verlassen können. Nach und nach wird die Altkönigin von ihren Arbeiterinnen gepiesackt.

Die hat ihre Aufgabe erfüllt und wird letztlich bis Ende September den Schwächetod finden.
Eine Hornissenkönigin legt zum Höhepunkt etwa 40 Eier am Tag. Sie hat in ihrem Leben dafür Sorge getragen, dass ca. 2000-4500 Eier gelegt wurden. Nur durch ihren Lebenseinsatz kann die Art erhalten werden.

Einen herzlichen Applaus für diese Glanzleistung.

Ohne Insekten, das sollte uns bewusst werden, könnten bald heimische Vögel verhungern und der Artenschwund seinen Lauf nehmen. Helfen Sie mit für eine bessere Zukunft einzustehen.

Weitere Informationen zu den heimischen Wespenarten

Facebook
Twitter
LinkedIn